Viele Unternehmen starten mit der Annahme, eine Azure Landing Zone sei vor allem ein technisches Thema: ein paar Subscriptions, ein bisschen Netzwerk und fertig.
Doch diese Sichtweise greift zu kurz. Ohne klare organisatorische Maßnahmen wird jede noch so saubere Infrastruktur schnell zum unüberschaubaren Chaos.
In dieser Folge von Cloud Foundation nehmen wir uns genau diese organisatorische Seite vor – und zeigen, warum sie mindestens genauso wichtig ist wie die technische Basis.
Compliance und Governance – der Unterschied macht's
Ein häufiges Missverständnis: Compliance und Governance werden oft in einen Topf geworfen. Dabei erfüllen sie unterschiedliche Aufgaben:
Compliance umfasst alle regulatorischen Anforderungen, die von außen an ein Unternehmen herangetragen werden. Beispiele sind die BaFin-Regulierung im Finanzsektor oder Zertifizierungen wie ISO 27001 und SOC 2.
Governance hingegen beschreibt interne Leitplanken. Also die Regeln, die ein Unternehmen selbst aufstellt, um Struktur, Sicherheit und Effizienz in der Cloud-Nutzung sicherzustellen.
Diese Unterscheidung ist entscheidend, um die richtigen organisatorischen Maßnahmen sauber aufbauen zu können.
Your Data is Your Data – Verantwortung bleibt beim Unternehmen
Ein weiteres Missverständnis: Nur weil Daten in der Cloud gespeichert werden, verliert man nicht die Hoheit darüber.
Im Gegenteil: Dienste wie Microsoft Azure verpflichten sich zur Wahrung der sogenannten Data Boundary.
Gerade im europäischen Raum sorgt die EU Data Boundary dafür, dass Daten innerhalb der EU verarbeitet und gespeichert werden – vorausgesetzt, die Umgebung ist sauber konfiguriert.
Besonders wichtig: Unternehmen bleiben selbst verantwortlich für den Schutz ihrer Daten. Das schließt Themen wie Zugriffskontrolle, Verschlüsselung und regelmäßige Sicherungen ein.
Unternehmensrichtlinien als Fundament
Bevor es technisch wird, müssen grundlegende Fragen beantwortet werden:
Wo dürfen Daten gespeichert werden? (z. B. nur EU, nur Deutschland)
Wer darf auf Ressourcen zugreifen und in welchem Umfang?
Wie werden Ressourcen bereitgestellt? Manuell, automatisiert, über Self-Service-Portale?
Was ist der Standard bei neuen Ressourcen (z. B. Monitoring, Backup, Patch-Management)?
Diese W-Fragen bilden die Basis, auf der technische Umsetzungen wie Azure Policies oder Landing Zone Blueprints aufsetzen.
Prozesse modernisieren – keine Papiertiger in der Cloud
Ein häufiger Stolperstein beim Wechsel in die Cloud ist der Wunsch, alte Prozesse unverändert mitzunehmen.
Das führt jedoch dazu, dass die Agilität und Skalierbarkeit der Cloud verpuffen.
Besser: Prozesse von Anfang an cloudfähig gestalten.
Beispielsweise durch:
Self-Service-Modelle für einfache Ressourcenbereitstellung
Automatisierte Genehmigungs-Workflows
Nutzung von Infrastructure as Code (z. B. mit Terraform)
Wichtig ist dabei ein schrittweises Vorgehen: Kleine Teilprozesse modernisieren, Erfolge sichtbar machen und daraus schrittweise größere Veränderungen ableiten.
Naming Convention – Ordnung von Anfang an
Nichts sorgt schneller für Chaos als fehlende Namensstandards.
Ein klar definiertes, einheitliches Naming-Konzept hilft nicht nur bei der Orientierung, sondern ist auch essenziell für Automatisierung und Governance.
Praktische Empfehlungen:
Einheitliche Kürzel für Services und Umgebungen (z. B. „prd“ für Produktion, „dev“ für Entwicklung)
Einbindung von Microsofts Terraform-Modulen zur Namensautomatisierung
Regionale Codes für Standortzuordnung
Mit einem durchgängigen Konzept wird jede Ressource sofort erkennbar und sauber verwaltbar.
Hybrid statt Cloud-only – der realistische Ansatz
Nur wenige Unternehmen können komplett auf die Cloud umsteigen.
In der Realität bewährt sich fast immer ein hybrider Ansatz:
Moderne Anwendungen profitieren von den Vorteilen der Cloud, während Legacy-Systeme wirtschaftlich und sicher On-Premises bleiben.
Entscheidend ist eine klare Strategie: Was wird migriert? Was bleibt? Wo lohnt sich Innovation?
Fazit: Organisatorische Maßnahmen sind kein „Nice-to-have“
Eine stabile Azure Landing Zone braucht mehr als Technik.
Klare organisatorische Leitplanken entscheiden darüber, ob die Cloud-Strategie langfristig funktioniert oder im Chaos endet.
Wer Themen wie Compliance, Governance, Naming und Prozessmodernisierung frühzeitig adressiert, legt den Grundstein für eine sichere, skalierbare und kosteneffiziente Cloud-Nutzung.
In der nächsten Folge steigen wir tiefer in das Thema Management Groups und Subscription Management ein – die logische Fortsetzung unserer Cloud Foundation-Reihe.
Hast du Fragen oder eigene Erfahrungen zum Aufbau einer Azure Landing Zone?
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Bis zur nächsten Folge!
Danke für zuhören
Chris und Matthias
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